Manche Orte auf Reisen bleiben dir im Gedächtnis. Weil sie schön sind, ja, aber manchmal auch, weil sie dich auf eine Weise berühren, die du nicht erwartet hast. Das hatten wir bei Spinalonga. Eine kleine Insel vor der Küste Ost-Kretas, mit einer schweren Vergangenheit. Hier lebten jahrelang Menschen, die wegen Lepra vom Festland verbannt wurden. Das spürt man noch, wenn man dort herumläuft. Und doch ist es auch wunderschön, mit Blick auf das Meer, alten Ruinen und einer Atmosphäre, die schwer zu beschreiben ist.
Wir besuchten Spinalonga während unseres Urlaubs in Koutouloufari. Von dort fährt man in etwa einer Stunde in das Dorf Plaka, wo man direkt auf das Boot steigen kann. Aber darüber später mehr – erstmal ein kurzer Blick zurück in die Vergangenheit.
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Vom venezianischen Fort zur Lepra-Kolonie
Spinalonga ist ursprünglich eine venezianische Festung aus dem 16. Jahrhundert. Das sieht man noch an den dicken Mauern, alten Toren und der Lage: strategisch, hoch auf einem Felsen, mitten in der Bucht von Elounda. Damals war sie vor allem dazu gedacht, Piraten und Osmanen fernzuhalten. Aber die wahre Geschichte – die Seite, die man fühlt, wenn man herumläuft – beginnt erst 1903.
In diesem Jahr wurde Spinalonga eine Lepra-Kolonie. Menschen, die mit Lepra infiziert waren, wurden auf die Insel geschickt – oft gegen ihren Willen. Sie mussten ihre Familie, ihr Haus und ihr ganzes Leben zurücklassen. Auf der Insel lebten sie in Armut, manchmal ohne medizinische Versorgung. Erst später kamen Ärzte, ein Krankenhaus und sogar eine kleine Gemeinschaft mit Geschäften, einem Café und einer kleinen Schule. Ich fand es wirklich bizarr zu bedenken: dass man an solch einem Ort doch noch versucht hat, etwas daraus zu machen.
Die Lepra-Kolonie bestand bis 1957. Danach wurde die Insel verlassen und verfiel langsam. Erst in den 80er und 90er Jahren wurde Spinalonga vorsichtig restauriert. Und heute ist es eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Kretas.
Was sieht man auf Spinalonga selbst?
Spinalonga ist nicht groß, aber man kann überraschend viel entdecken. Sobald man durch das dicke Steintor läuft – das berüchtigte Dante’s Gate – fühlt es sich an, als würde man in ein Freilichtmuseum eintreten. Man läuft durch enge Gassen mit bröckelnden Mauern, vorbei an Häusern, in denen einst Dutzende Menschen lebten. Einige Gebäude sind teilweise restauriert, sodass man besser sehen kann, wie das Leben hier aussah. Es gibt eine kleine Kirche mit schönen Fresken, ein verlassenes Krankenhaus, in dem man noch die Zimmer betrachten kann, und einen einfachen Friedhof am Rand der Insel. Gehe unbedingt auch den Weg hinauf zur alten Festungsmauer. Von dort hast du einen Panoramablick auf die Bucht von Elounda – der Kontrast zwischen dieser Ruhe und der Geschichte der Insel ist beinahe surreal.
Man kann in etwa einer Stunde einmal um die ganze Insel laufen, einschließlich des Wegs oberhalb der Festungsmauer. Von dort hat man einen wunderschönen Blick auf die Bucht von Elounda, mit klarem blauen Wasser und Bergen im Hintergrund. Ein krasser Gegensatz zu der traurigen Geschichte der Insel selbst.
Was mich besonders berührt hat, war der Friedhof. Klein, einfach, aber so still. Und der Gedanke, dass hier Menschen gestorben sind, die vollkommen von der restlichen Welt abgeschottet waren, nur weil sie krank waren… das bleibt hängen.
Die Geschichten hinter den Mauern von Spinalonga
Was Spinalonga wirklich besonders macht, sind nicht nur die Ruinen und die Aussicht, sondern vor allem die Geschichten, die dazugehören. Hier lebten jahrelang Menschen, die wegen Lepra vom Festland verbannt wurden. Familien wurden auseinandergerissen, oft ohne Abschied. Dennoch versuchten die Bewohner der Insel, das Beste daraus zu machen. Es entstand sogar eine kleine Gemeinschaft mit einer Schule, einer Bäckerei und sogar einem Café. Viele dieser Geschichten wurden für mich lebendig, als ich das Buch The Island von Victoria Hislop las – ein Roman über eine Frau, die nach Kreta zurückkehrt und feststellt, dass ihre Familienbande mit Spinalonga viel tiefer reichen als gedacht. Das Buch beruht teilweise auf echten Ereignissen und hat unserem Besuch noch mehr Bedeutung verliehen. Wirklich empfehlenswert, wenn du die Insel besuchen möchtest oder gerade zurück bist und alles noch einmal auf dich wirken lassen willst.
Wie kommt man nach Spinalonga?
Spinalonga erreicht man nur per Boot. Die einfachste und schnellste Möglichkeit ist vom Dorf Plaka. Das liegt direkt gegenüber der Insel. Vom kleinen Hafen aus fahren alle Viertelstunde Boote, die dich in etwa 10 Minuten nach Spinalonga bringen. Du bezahlst für die Überfahrt (ca. 10 € hin und zurück) und zusätzlich Eintritt für die Insel selbst (ca. 8 € pro Erwachsener).
Eine andere Möglichkeit ist eine Bootstour von Elounda, etwas weiter entfernt. Die dauert etwa 20 Minuten und kostet etwas mehr, ist aber auch eine schöne Route. Manche Boote machen unterwegs einen Zwischenstopp zum Schwimmen. Von Agios Nikolaos aus kann man auch eine organisierte Tour machen, inklusive Guide, aber die dauern meist länger und sind etwas voller.
Eine Bootstour buchen zur Lepra-Insel
Du musst so eine Bootstour nicht Wochen im Voraus organisieren. In Plaka oder Elounda kann man oft einfach vor Ort ein Ticket kaufen.
Willst du sicher sein, dass du nicht warten musst (vor allem in der Hochsaison), dann kannst du online über Plattformen wie GetYourGuide oder über dein Hotel buchen. Vorteil beim Online-Buchen: du bist sicher, deinen Wunschtermin zu bekommen und kannst den besten Preis suchen.
Manche Touren kombinieren Spinalonga mit Schwimmen oder einem Mittagsstopp, also schau, was zu dir passt. So hast du ein Tagesprogramm, so wie wir es gemacht haben. Ja, es ist etwas voller, aber das weiß man, wenn man in der Hochsaison auf einer griechischen Insel ist wie wir.
Selbst mit der Fähre nach Spinalonga
Man kann einfach nach Plaka oder Elounda fahren (oder mit dem Taxi) und dort vor Ort ein Ticket für eines der Boote kaufen. In Plaka fahren sie oft schon alle 10–15 Minuten und bringen dich in 10 Minuten zur Insel. Dort steigt man aus, zahlt den Eintritt und läuft gemütlich in eigenem Tempo herum. Kein Guide nötig!
Möchtest du doch eine Erklärung, aber nicht in einer Gruppe? Dann kannst du eine Audiotour herunterladen oder ein Guidebuch mitnehmen. Die Insel ist ziemlich klein und übersichtlich, also findest du sicher selbst deinen Weg.
Weitere praktische Tipps für Spinalonga
- Überlege selbst, ob du an einer Tour teilnehmen oder die Insel alleine besuchen möchtest. Mit einem Mietwagen ist das sehr gut machbar. Bei einer organisierten Tour wirst du von deiner Unterkunft abgeholt.
- Nimm Wasser und Sonnencreme mit. Es gibt kaum Schatten auf der Insel.
- Trage gute Schuhe, denn die Wege sind uneben und es geht ein Stück bergauf. Überlege selbst, ob du mit Flipflops zurechtkommst.
- Wir fanden es toll, mit einem Guide zu gehen, weil so eine Insel immer viel mehr Bedeutung bekommt, als wenn man einfach nur herumläuft und die Schilder liest. Man macht sich die Mühe hinzugehen, dann will man nicht gleich fertig sein.
In der Nähe übernachten
Wir haben Spinalonga von Agios Nikolaos aus besucht während eines früheren Urlaubs. Kürzlich haben wir in einem noch gemütlicheren Ort übernachtet: Koutouloufari, ein charmantes Bergdorf über Chersonissos. Eine Stunde Fahrt, aber gut machbar mit Mietwagen oder einer organisierten Tour. Unterwegs hat man auch noch wunderschöne Ausblicke auf die Bucht.
Willst du näher übernachten, ist Agios Nikolaos auch eine schöne Option. Dieses Städtchen liegt an einem klarblauen See, hat eine gemütliche Promenade und eine Mischung aus Kultur und Strand. Auch Elounda liegt ganz in der Nähe und ist etwas ruhiger, aber ebenfalls stimmungsvoll.